10.02.2016

Paul Mendelson – Die Unschuld stirbt, das Böse lebt

(«The First Rule of Survival», C & R Crime, Constable & Robinson, London, 2014)

Aus dem Englischen von Jürgen Bürger

2015, Rowohlt Polaris, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek, 477 Seiten


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Der erste Satz
Fast im Schatten der Hex River Mountains, wo lebloses Buschland auf die prallen, landwirtschaftlich genutzten Täler trifft, erinnert die sanfte Hügellandschaft an die sich langsam aufbauenden Wellen draussen im Atlantik.

Das Buch
Als 2014 in einem Müllcontainer die Leichen von zwei unbekannten Jugendlichen auftauchen, ist Kripo-Colonel Vaughn de Vries schnell klar, dass dies zwei von drei vor sieben Jahren entführten Kindern sind – ein Fall, den er nicht lösen konnte und der ihn immer noch belastet. De Vries ist ein ziemlich illusionsloser Polizist:
«Wir sind weiss und gehören zur alten Schule. Wir schreiben 2007, kein Mensch vertraut uns.»

Im «neuen» Südafrika ist seine Arbeit nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Es geht immer und überall um Politik und Taktik, um Hierarchien und Hautfarben. De Vries will sich da aber raushalten und nur seine Fälle lösen. Wenn man in nicht machen lassen will, wie er will, tut er es trotzdem. Seine zynische Devise:
«Am besten niemandem vertrauen. Dann wird man auch nicht enttäuscht.»

Das Romandebüt des Briten Paul Mendelson, der zeitweise in Kapstadt lebt, ist ein fulminanter Thriller, intelligent aufgebaut, packend erzählt – und von Jürgen Bürger, einem der Top-Übersetzer, hervorragend ins Deutsche gebracht. Mit Mendelson hat die schon so reiche Krimiszene Südafrikas eine neue Stimme auf Augenhöhe mit so starken Autoren wie Deon Meyer, Mike Nicol und Roger Smith.

Der Autor
Paul Mendelson, *1965 in London, hat schon als Schüler begonnen, Geschichten zu schreiben. Mit 21 war er der jüngste Autor, von dem am National Theatre in London ein Stück gespielt wurde. Er schrieb weitere Theaterstücke. Als Journalist und Sachbuchautor schreibt er vor allem über Bridge und Poker. «The First Rule of Survival» war 2014 sein erster Roman, 2015 folgte «The Serpentine Road» mit der selben Hauptfigur, Vaughn de Vries. Mendelson lebt mit seiner Familie in London und zeitweise in Kapstadt.

Der letzte Satz
Wenige Augenblicke später ist er eingeschlafen.


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